19.03.2012: Gunter Effenberger

Die intensive Arbeit des ISO-TC 213 „Geometrische Produktspezifikation“ hat in den Jahren 2010 und 2011 zur Verabschiedung von 33 (!) neuen oder aktualisierten Normen geführt. Fast wünschte man sich ein Navigationssystem gleicher Buchstabenfolge, um im Normen-Labyrinth den richtigen Weg zur richtigen Norm für den konkreten Anwendungsfall zu finden. PIQ will beginnend mit dieser Ausgabe einen Überblick geben und einige wesentliche Neuerungen zur Beschreibung geometrischer Merkmale und ihrer Toleranzen vorstellen. Kenntnisse dazu sind vor dem Hintergrund verschiedener, toleranzbasierter Fähigkeitskennzahlen sowohl im Bereich der Fertigung (Merkmalserzeugung) als auch Qualitätsprüfung (Konformitätsbewertung) notwendig. Einen noch stärkeren Bezug zum Thema haben freilich Produktentwickler und Konstrukteure, die mit den Möglichkeiten der Normen, unabhängig vom Ort der Fertigung und Qualitätsprüfung, die Funktionsanforderungen an die Bauteilgeometrie eindeutig und damit interpretationssicher vornehmen können.

Gesamtüberblick

Wie der Titel der neuen globalen Norm DIN EN ISO 8015 bereits verdeutlicht, werden grundlegende Annahmen für das Lesen technischer Zeichnungen vereinbart. Mit 13 Grundsätzen wird das GPS-Normenkonzept mit den unternehmensindividuellen Zeichnungen verknüpft und grundlegende Voraussetzungen zur Interpretation von Zeichnungen werden festgelegt, wie z. B. Maße und Toleranzen gelten bezogen auf 20°C, jedes Werkstück ist starr, Toleranzen für geometrische Merkmale gelten unabhängig voneinander. Mit einem sogenannten Grundsatz der Dualität wird die Verein barkeit von Beschreibungsform der Funktionsanforderung, der sogenannte Spezifikationsoperator, mit der Beschreibungsform der Messung und damit Bewertung der Funktion (Verifikationsoperator) eingeführt. Die Kenntnis dieser globalen Norm ist eine der wichtigsten
Voraussetzungen, das Konzept der geometrischen Produktspezifikation und ihrer Einzelelemente zu verstehen...